Trockene Haut, Hautkrankheiten, Neurodermitis – wie gefährlich ist Polyethylenglycol (PEG) für unsere Haut?

Polyethylenglycol (PEG) – auf diesen Wirkstoff stößt man immer wieder, wenn man sich die Bestandteile von Hautpflege und Kosmetika genau durchliest. Oftmals wird man auch erst durch den Hinweis „PEG-frei“ auf das Thema aufmerksam. Insbesondere bei Sonnenschutzmitteln fällt die Zusatzbezeichnung „PEG-frei“ besonders ins Auge. Doch was ist Polyethylenglycol (PEG) überhaupt, wofür verwendet man den Stoff und wie gefährlich ist er tatsächlich für unsere Haut? Immer wieder gerät besonders dieser Inhaltsstoff bei Kosmetikprodukten in die Kritik, gesundheitsschädlich und verantwortlich für trockene Haut, Neurodermitis und andere Hautkrankheiten zu sein.
Vornehmlich steht PEG jedenfalls im Verdacht die Barrierefunktion der Haut zu schwächen.

Polyethylenglycol einfach erklärt:

Was steckt eigentlich hinter der Bezeichnung PEG in der Kosmetik?

Jede klassische Creme, die aus Wasser und Öl besteht, braucht einen Emulgator, damit sich beide Inhaltsstoffe miteinander verbinden und eine cremige Konsistenz bilden. Hier kommt Polyethylenglycol zum Einsatz. PEGs sind darüberhinaus in in vielen Kosmetika zu finden, darunter auch in Lippenstiften, Zahnpasta, Shampoos und Badezusätzen. Bei letzteren sorgt PEG als Tensid dafür, dass diese schäumen. In Kosmetika wirkt PEG darüberhinaus auch penetrationsfördernd, das bedeutet, es steigert die Durchlässigkeit für weitere Wirkstoffe in einer Creme.

Mögliche Folgen von Polyethylenglycol:

PEGs reagieren sowohl mit Feuchtigkeit und Fett, könnten demnach unsere wertvollen Hautfette (Talgfilm) auswaschen und die Hautbarriere schwächen. Schadstoffe und Umweltgifte könnten demnach leichter von der Haut aufgenommen werden und zu Allergien oder anderen Hautreaktionen, wie zum Beispiel Trockenheit führen.

Was sagt die Wissenschaft zu Polyethylenglycol?

Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen also vor? Über PEG und vor allem darübet, ob PEG-haltige Cremes – die ich gelegentlich sogar gerne verwende und deren Wirksamkeit respektive Verträglichkeit ich bestätigen kann – meiner Haut langfristig vielleicht doch schaden könnten?
Tatsächlich gibt es dazu viele wissenschaftliche Statements, die resümierend so zusammengefasst werden können, dass PEG in großen Mengen belastend für den Organismus sein kann.

Die Menge und die Kombination von Polyethylenglycol mit anderen Wirkstoffen sind entscheidend

Allerdings sind die in Kosmetika verarbeiteten Dosen Polyethylenglycol so gering, dass diese theoretisch keine weiteren schädlichen Auswirkungen haben können (laut US-amerikanischer Arzneimittelbehörde FDA).
In Studien konnten PEGs (bei einer gesunden Haut) keine giftigen oder reizenden Eigenschaften nachgewiesen werden (Quelle 2012).
Die Haut kann Polyethylen nicht resorbieren. In Kosmetika kombinieren Hersteller PEG aber oft mit anderen, deutlich ungünstigeren Inhaltsstoffen. Diese könnte unsere Haut leichter aufnehmen, weil die Hautbarriere durch das PEG durchlässiger sein kann. 
Insbesondere bei Hauterkrankungen, wie zum Beispiel bei einer atopischen Dermatitis (Neurodermitis) wurde dies beobachtet. (Quelle 2016)

Im ungünstigen Fall, können PEG-Emulgatoren die Hautbarriere schwächen / Grafik: Cremissima

Polyethylenglycol in Sonnenschutzmitteln kann möglicherweise Allergien verursachen

Beim Thema Sonnenschutz ist man sich allerdings sehr einig: Denn Polyethylenglycol bildet in Verbindung mit Sauerstoff Hydroperoxide (das sind organisch chemische Verbindungen) – und die Kombination mit UV-Licht und Wärme verstärkt diese zusätzlich. Das kann eine allergische Reaktion zur Folge haben – die Mallorca-Akne ist wohl die bekannteste, ungewollte Hautreaktion nach einem Sonnenbad.

Das sollte sich jedoch gut vermeiden lassen. Schließlich gibt es viele wirksame PEG-frei hergestellte Sonnenschutzprodukte. Insofern ist es ratsam, auf „PEG-frei“ Hinweise zu achten oder die INCI-Angaben zu checken.

Tipps zum Thema Sonnenpflege und guten Sonnencremes findet ihr übrigens hier auf meiner Seite.

Woran erkenne ich Polyethylenglycol-Inhaltsstoffe?

Das ist sehr einfach. Die Bezeichnung in der INCI Auflistung lautet:

  • „PEG-x“, meistens mit einer Zahl verbunden. Diese deutet auf die Anzahl der Moleküleinheiten hin. Beispiel PEG-6, PEG-8 usw.
  • Die Endung „eth“ im Namen eines Stoffes

Woran erkenne ich Alternativen zu Polyethylenglycol?

Gute Tenside und Emulgatoren lassen sich aus Fettalkoholen, Fettsäuren und Zucker herstellen.

Die Bezeichnungen in der INCI Auflistung lauten zum Beispiel:

  • Glyceryl Stearate SE
  • Cetearyl Glucoside
  • Hydrogenated Palm Glycerides Citrate

Fazit:

Erlaubt ist, was gefällt und wirksam ist! Ich werde zum Beispiel meinen favorisierten Bioderma Mizellenreiniger trotzdem weiter verwenden, obwohl PEG enthalten ist. Wer PEG-haltige Produkte gerne verwendet und damit gute Erfahrungen gemacht hat, sollte dennoch seinen Hautzustand gut kennen und regelmäßig beobachten. Bei fragwürdigen Veränderungen der Haut, wie zum Beispiel permanenter Trockenheit – obwohl regelmäßig mit Cremes und Seren gepflegt – sollte man unbedingt mal ein PEG-freies Produkt ausprobieren. So lässt sich vielleicht herausfinden, ob sich die Haut aufgrund externer Ursachen verändert.

Darüberhinaus sollten, meines Erachtens, PEG-haltige Creme-Rezepturen überwiegend reizfreie und wirksame Power-Pflegestoffe enthalten, die im Falle einer möglichen Barrieresensibilisierung der Haut, keinen negativen Einfluss haben, sondern – im Gegenteil – einen positiven Effekt ermöglichen.

Quellen:

Skin absorption through atopic dermatitis skin: a systematic review
A.‐S. Halling‐Overgaard S. Kezic I. Jakasa K.A. Engebretsen H. Maibach J.P. Thyssen
First published: 17 September 2016
https://doi.org/10.1111/bjd.15065

Polyethylene glycol [MAK Value Documentation, 1998]
1998. Documentations and Methods
First published: 31 January 2012
https://doi.org/10.1002/3527600418.mb2532268kske0010

https://www.fda.gov/cosmetics/cosmetic-products-ingredients/potential-contaminants-cosmetics

Katja Kappesser

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