Die Suche nach einer passenden Pflege für reife Haut ist oft ernüchternd. Zwischen Versprechen von „sofortigem Lifting-Effekt“ und „strahlender Frische“ verbergen sich Inhaltsstoffe, die der Haut nicht gut tun – im Gegenteil: Sie können reizen, austrocknen oder langfristig sogar die Hautbarriere schwächen. Besonders sensible, reifere Haut reagiert leider oft schneller und empfindlicher als jüngere.
In diesem Beitrag geht es nicht darum, Angst zu machen 😉 – sondern zu sensibilisieren. Ich zeige, welche Stoffe ihr mit Bedacht verwenden solltet, warum sie überhaupt in Produkten landen – und welche Alternativen es gibt, die aus meiner Sicht sinnvoller sind.
1. Alkohol (Ethanol, Alcohol Denat.) – Konserviert, aber trocknet aus
Warum meiden?
Alkohol kann die Haut stark austrocknen und die Barrierefunktion stören – gerade bei reifer Haut mit bereits natürlichem Feuchtigkeitsverlust kann das problematisch sein.
INCI-Bezeichnungen: Alcohol, Alcohol Denat., Ethanol
Warum wird er trotzdem verwendet?
Alkohol sorgt für ein leichtes Hautgefühl, konserviert und ist sehr kostengünstig.
Bessere Alternative:
Fettalkohole, Glycerin oder Aloe Barbadensis Leaf Juice (Aloe Vera) spenden Feuchtigkeit und pflegen, ohne die Haut zu belasten!
Ich persönlich meide Alkohol in meiner Hautpflege konsequent. In meinem Video erkläre ich, warum dieser Inhaltsstoff meiner Meinung nach nichts in Pflegeprodukten zu suchen hat – gerade nicht bei reifer oder empfindlicher Haut.
2. Parfüm und Duftstoffe – Duft ist nicht gleich Pflege
Warum meiden?
Duftstoffe können empfindliche Haut reizen, zu Rötungen führen und Allergien auslösen – bei reifer Haut reagiert die Haut oft besonders sensibel.
INCI-Bezeichnungen: Parfum, Fragrance, z. B. Linalool, Citronellol, Geraniol
Warum werden sie trotzdem verwendet?
Ganz einfach: Ein toller Duft erhöht die Kaufbereitschaft ;-)– auch wenn die Haut, insbesondere empfindliche oder reife, darunter leiden kann.
Bessere Alternative:
Produkte ohne Duftstoffe oder mit besser verträglichen ätherischen Ölen – sofern diese individuell gut vertragen werden. Je weiter unten in der Inhaltsstoff-Liste aufgeführt, desto besser.
3. Phenoxyethanol – nicht immer die beste Lösung
Warum meiden?
Phenoxyethanol wird als Konservierungsmittel eingesetzt. Laut EU-Kosmetikverordnung gilt er in Konzentrationen bis zu 1 % als sicher. Dennoch kann es bei sensiblen Hauttypen zu Reizungen oder allergischen Reaktionen kommen, insbesondere wenn er mit anderen potenziell sensibilisierenden Stoffen kombiniert wird.
INCI-Bezeichnung: Phenoxyethanol
Warum wird es trotzdem verwendet?
Es ist wirksam gegen Keime und deutlich günstiger als viele natürliche Konservierungsstoffe.
Bessere Alternative:
Konservierungsstoffe, die ihr auf INCI-Listen finden könnt: Ethylhexylglycerin, Potassium Sorbate, Sodium Benzoate, Sodium Levulinate, Caprylyl Glycol oder Gluconolactone (auch als PHA top!) – sie sind deutlich milder und für empfindliche Haut gut geeignet. Oder vermehrt in koreanischen Pflege-Produkten zu finden: Leuconostoc/Radish Root Ferment Filtrate (Radieschenferment) – konserviert auf natürliche Weise.
4. Triethanolamine (TEA) – pH-Regulierer
Warum meiden?
Triethanolamin (TEA) hilft, den pH-Wert auszugleichen, kann aber unsere Haut reizen – vor allem bei empfindlichen Hauttypen. Kritisch wird es, wenn TEA mit bestimmten anderen Inhaltsstoffen kombiniert wird, etwa mit Nitriten oder bestimmten Konservierungsstoffen. Dabei können unter bestimmten Bedingungen sogenannte Nitrosamine entstehen, die in Tierversuchen als potenziell krebserregend gelten.
Meines Erachtens gehört TEA deshalb nicht in Produkte, die auf sensible oder reife Haut abgestimmt sind – auch wenn das Risiko bei einer „guten Formulierung“ gering sein mag.
INCI-Bezeichnung: Triethanolamine
Warum wird es trotzdem verwendet?
Es ist kostengünstig, vielseitig einsetzbar und stabilisiert Emulsionen.
Bessere Alternative:
Citric Acid (Zitronensäure) ist ein natürlicher, hautfreundlicher pH-Regulator. So einfach kann es manchmal sein.
5. Mineralöle und Paraffine – Schutzfilm ohne Wirkung
Warum meiden?
Sie legen sich wie ein Film auf die Haut, ohne sie mit Nährstoffen zu versorgen. Das kann aber auch die Hautatmung beeinträchtigen und zu verstopften Poren führen.
INCI-Bezeichnungen: Mineral Oil, Paraffinum Liquidum, Cera Microcristallina, Petrolatum
Warum werden sie trotzdem verwendet?
Mineralöle sind sehr günstig, stabil und sorgen für eine geschmeidige Textur bei Kosmetikprodukten. Das war es dann aber auch.
Bessere Alternative:
Argania Spinosa Kernel Oil (Arganöl), Simmondsia Chinensis Seed Oil (Jojobaöl) oder Squalane pflegen aktiv und stärken die Hautbarriere.
6. Silikonöle – Seidiges Hautgefühl, aber kein Pflegeeffekt
Warum meiden?
Silikone wie Dimethicone oder Cyclopentasiloxane sorgen für ein glattes Gefühl, wirken aber rein oberflächlich. Sie verschließen die Haut eher, als sie zu pflegen. Nach meiner Erfahrung reagiert gerade reife oder empfindliche Haut eher negativ auf diesen versiegelnden Effekt – es fühlt sich schnell überpflegt oder „zu“ an.
Wird oft als Vorteil vermarktet: Silikone sollen Wirkstoffe länger auf der Haut halten – das stimmt teilweise. Sie reduzieren den Feuchtigkeitsverlust und können so bestimmte Wirkstoffe länger an der Hautoberfläche halten.
INCI-Bezeichnungen: Dimethicone, Cyclopentasiloxane, Cyclohexasiloxane, Amodimethicone, Phenyl Trimethicone
Warum werden sie trotzdem verwendet?
Sie sind günstig, stabil und vermitteln ein angenehmes Hautgefühl.
Bessere Alternative:
Jojobaöl, Sheabutter oder Squalan bieten echte Pflege mit nachhaltigem Effekt.
7. PEGs – durchlässig für alles. Auch für das, was nicht hinein soll.
Warum meiden?
PEGs machen die Haut durchlässiger – auch für Stoffe, die man lieber draußen halten würde. Das muss nicht automatisch schädlich sein, kann aber problematisch werden, wenn andere Inhaltsstoffe – etwa Duftstoffe oder Emulgatoren – in tiefere Hautschichten gelangen, und dann auch Reizungen verursachen können.
Bei Sonnenschutzcremes ist das besonders relevant: Einige chemische UV-Filter sind grundsätzlich so konzipiert, dass sie in gewissem Maß in die Haut eindringen. PEGs fördern diesen Effekt zwar nicht gezielt, können die Haut aber empfindlicher machen – vor allem bei reifer oder sensibler Haut, in Kombination mit Sonne.
Stichwort Mallorca-Akne – kennt ihr?
Da spielt genau so ein Mechanismus vermutlich mit rein: Sonne, fettende Formulierungen, Emulgatoren – und eine Haut, die durchlässiger reagiert. Nicht immer leicht zu erkennen – aber ein Grund mehr, kritisch auf die INCI-Liste zu schauen.
INCI-Bezeichnungen:
PEG-40 Hydrogenated Castor Oil, PEG-100 Stearate, generell an der Abkürzung PEG erkennbar
Warum werden sie trotzdem verwendet?
Sie sind vielseitig einsetzbar, preiswert und verbinden Öl mit Wasser in Emulsionen.
Bessere Alternative:
Polyglyceryl-6 Oleate, Cetearyl Glucoside, Decyl Glucoside, Glyceryl Stearate Citrate, Polyglyceryl-3 Polyricinoleateoder Lecithin – alles sanfte, pflanzenbasierte Emulgatoren, die die Hautbarriere nicht belasten. Wer empfindlich reagiert, sollte demnach gezielt nach solchen Begriffen in der INCI-Liste Ausschau halten.
Übrigens: Immer mehr Sonnenschutzprodukte werben heute mit dem Hinweis „PEG-frei“. Vor allem für sensible oder reife Haut ist das ein guter Schritt in die richtige Richtung.
8. Chlorphenesin – Konservierung, auf die viele Hauttypen verzichten können
Warum meiden?
Chlorphenesin schützt vor Bakterien und Schimmel und ist laut EU-Regelung in Konzentrationen von bis zu 0,3 % in Produkten, die auf der Haut verbleiben – also etwa Cremes, Seren oder Lotionen – als sicher eingestuft. Dennoch berichten Studien von Hautirritationen und einer relativ hohen Reizrate, insbesondere bei empfindlicher Haut. Für sensible Formulierungen ist er aus meiner Sicht verzichtbar.
INCI-Bezeichnung: Chlorphenesin
Warum wird es trotzdem verwendet?
Es ist preiswert, stabil und einfach zu verarbeiten.
Bessere Alternative:
Potassium Sorbate oder Rosmarinus Officinalis Extract wirken milder und schonen die Haut.
Wenn Chlorphenesin gar nicht auf der INCI-Liste auftaucht, umso besser ;-)– vor allem bei reifer und empfindlicher Haut.
Was die Reihenfolge in INCI-Listen über euer Produkt verrät
Die Regel ist simpel – aber entscheidend: Je weiter oben ein Inhaltsstoff in der Liste steht, desto höher ist seine Konzentration im Produkt. Und genau deshalb lohnt sich der Blick auf die ersten fünf bis sieben Bestandteile ganz besonders.
Stehen dort potenziell reizende oder umstrittene Substanzen wie Alcohol denat., PEGs oder Duftstoffe, sollte man – meines Erachtens – lieber die Finger davon lassen.
Befinden sie sich eher im unteren Drittel, kann das – je nach Hauttyp – durchaus vertretbar sein.
Ich spreche da aus Erfahrung: Wenn ich auf solche Stoffe verzichte, reagiert meine Haut spürbar entspannter. Weniger Rötungen, keine Pickel – und wenn doch mal etwas auftritt, weiß ich zumindest: Es lag nicht an der falschen Pflege.
Wichtig: Jede Haut ist anders. Und sie verändert sich – gerade ab 40 oder 50. Deshalb lohnt es sich, immer wieder genau hinzusehen: Was tut mir (noch) gut, und was nicht mehr?
Warum werden diese Stoffe überhaupt eingesetzt?
Ganz einfach: Sie sind günstig und stabil – das bedeutet: gute Textur, angenehmes Auftragen, toller Duft. Für die Industrie ein Vorteil – für empfindliche, reife Haut nicht unbedingt. Und ja: Für die Herstellung ist das alles denkbar unkompliziert – für unsere Haut allerdings nicht immer die beste Wahl.
Bessere Alternativen & Pflege, die wirklich wirkt
Für empfindliche, reife Haut gilt: Weniger ist mehr. Achtet auf minimalistische Formulierungen mit bewährten Wirkstoffen wie z.B. Niacinamiden, Peptiden, Hyaluronsäure, Vitamin C oder einem milden Retinylpalmitat (mein Favorit). Reines Retinol verträgt nämlich nicht jede Haut – auch wenn es überall angepriesen wird wie der heilige Gral. Die Realität? Die Haut zickt manchmal ganz schön. Und glaubt mir: Mit den richtigen Alternativen lässt sich oft das gleiche Ergebnis erreichen – nur sanfter. (Meine Meinung 😉
Verzichtet idealerweise auf alles, was die Haut zusätzlich belasten könnte. Denn wenn die Pflege wirklich passt, zeigt sich das ganz schnell: weniger Reizungen, weniger Unreinheiten – und ein sichtbar entspannteres Hautbild.
Übrigens: Das gilt nicht nur fürs Gesicht – auch die Haut am Körper reagiert dankbar auf einfache, reizfreie Pflege. Und ja, auch Bodylotion darf minimalistisch sein 😉 Trotzdem gilt: Jede Haut ist anders – und besonders ab 40 oder 50 verändert sich vieles. Hört auf eure Haut, sie sagt euch schon, was sie braucht.
Quellen:
https://link.springer.com/article/10.1007/s44371-024-00016-8
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31588615/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24861369/